Bowdenzüge pflegen und reparieren 

Wenn Gas, Choke, Kupplung oder Trommelbremse schwergängig werden, solltest du dich dringend um die jeweiligen Hebel und Bowdenzüge kümmern.  

So schmierst du DEINE Bowdenzüge!
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HOW TO: Kupplungs- und Bremshebel tauschen

Bowdenzüge am Motorrad pflegen und reparieren

Wenn das Gas, der Choke, die Kupplung oder am Klassiker die Trommelbremse nicht mehr so leicht wie gewohnt zu bedienen sind, wenn die Betätigung gar „hakt“, solltest du dringend einen Blick auf die Hebelei und vor allem auch auf den zu betätigenden Bowdenzug werfen. 

Der Bowdenzug sollte zunächst knickfrei und in einem möglichst großzügigen Bogen verlegt sein. Wurde er abgeklemmt oder zu eng verlegt, erhöht dies die Bedienkräfte ganz erheblich. Gasdrehgriffe sollten sich stets selbsttätig in die Ausgangslage zurückstellen. Tun sie dies nicht mehr, kann ebenfalls eine ungünstige Verlegung des Zuges, das Reiben der Gasdrehhülse am Lenker, an der Armatur, am Lenkerende (z. B. aufgrund einer ungünstig montierten Griffarmatur), eine defekte Bowdenzugseele oder mangelnde Schmierung die Ursache sein.

Regelmäßige, gründliche Schmierung ist unerlässlich, wenn der Zug nicht vorzeitig verschleißen soll. Verwende immer ein Bowdenzug-Spray, wenn der Zug über eine Teflon-Einlage verfügt, sich im Innern der Hülle also ein dünner weißlicher „Schlauch“ befindet, der die Seele besser „rutschen“ lässt.

Anwendungsbeispiel Bowdenzugöler

Anwendungsbeispiel Bowdenzugöler

Öl würde das Teflon quellen lassen und du hättest im Ergebnis einen schwergängigen Zug. Öl (am besten kein zu dünnflüssiges) darf daher nur zum Schmieren von konventionellen Bowdenzügen ohne Teflonseele verwendet werden – aber auch hier kann das oben genannte Bowdenzugspray verwendet werden. Es lässt sich über einen „Bowdenzug-Öler“ perfekt in den Zug einbringen. 

Der Zug ist ausreichend geschmiert, wenn der Schmierstoff am unteren Ende wieder austritt. Wird Öl verwendet, kann man den ausgebauten Zug auch über Nacht aufhängen, damit das Öl effektiv durchlaufen und die überschüssigen Reste aufgefangen/entfernt werden können. 

Wenn du bei der Kontrolle deines Bowdenzuges nun feststellst, dass einzelne Drähte der Seele bereits gebrochen sind, solltet du die Seele oder den kompletten Zug möglichst rasch austauschen, denn wenn dir auf der Fahrt ein Bowdenzug reißt, kann dies recht unangenehm werden. 

Umsichtige Fahrer führen daher stets ein „Pannenset“ am Fahrzeug mit, das Bowdenzugmaterial und Schraubnippel enthält. Prüfe, ob die im Pannenset enthaltenen Nippel für die Armaturen deines Fahrzeugmodells auch wirklich geeignet sind und ergänze es notfalls. 

Führe stets auch einen gut zu den Schrauben der Nippel passenden Schraubendreher und eine Zange zum Festhalten mit, damit du die Nippel ausreichend fest anziehen kannst, ohne sie zu zerstören. 

Zum Abkneifen des Drahtes wird ferner eine scharfe Zange benötigt. Am besten geht es mit einer speziellen Bowdenzugzange, die den Draht nicht „breitquetscht“, aber auch mit einer guten, langschenkligen Drahtzange hat man ausreichend Kraft – herkömmliche kurze Kneifzangen oder Seitenschneider sind wenig effektiv. 

Am Kupplungszug sollten Schraubnippel aber stets nur als Not-Reparaturlösung für die Fahrt zur nächsten Werkstatt verwendet werden – Bremszüge bitte keinesfalls mit einem Schraubnippel montieren, in solch einem Falle lieber einen Pannendienst rufen und das Fahrzeug zur Werkstatt abschleppen lassen. Choke- und Gaszüge übertragen geringe Kräfte und können auch dauerhaft mit Schraubnippeln betrieben werden, wenn diese gut fixiert wurden. Auch hier sind allerdings gelötete Nippel professioneller.

Muss der Zug getauscht werden, ist fertig konfektionierte Ware nicht zur Hand, nicht mehr erhältlich oder wird eine abweichende Länge benötigt, weil z. B. ein anderer Lenker zum Einsatz kommen soll, muss ein Bowdenzug selbst hergestellt werden. Dies ist mit Bowdenzughülle und -seele in Meterware und einzeln erhältlichen Nippeln und Einstellern relativ leicht und kostengünstig zu bewerkstelligen. 

Beachte bei der Zusammenstellung des Zuges folgendes:

  • Die „Seele“ muss immer etwas Spiel in der „Hülle“ des Bowdenzuges haben, damit sie auch in kleinen Radien reibungsarm laufen kann. Für dünne Gas- und Chokezüge genügt ein Spiel von 1 mm, dickere Kupplungszüge benötigen 1 – 1,5 mm Spiel.
  • Prüfe zunächst sorgfältig an deinem Originalzug, welche Nippelgrößen du benötigst. Japanische Motorradhersteller verwenden leider hin und wieder Nippel, die nicht im Handel erhältlich sind. „Ausgefuchste“ Bastler lassen sich aber auch hiervon nicht irritieren – Sie fertigen sich aus dünnen Messingstäben, wie sie in Baumärkten erhältlich sind, manche Nippelform selbst.
  • Denke daran, auch Abschlusshülsen mitzubestellen. Versteller können häufig vom alten Originalzug übernommen werden.

Zur Anfertigung des neuen Bowdenzuges benötigst du ferner einen Lötkolben mit wenigstens 80 Watt Leistung oder besser eine Lötlampe, etwas Weichlot, Bremsenreiniger und unbedingt auch Lötwasser (im Baumarkt besorgen) zum Vorreinigen der Seele. Miss die Meterware zunächst nach deinem Originalzug oder der Einbaulage im Fahrzeug großzügig ab (bei neuem Lenker mit entsprechender Längenkorrektur). 


Bowdenzüge verlöten – so geht's

Step 1: Bowdenzug ablängen

Step 1: Bowdenzug ablängen

01 – Bowdenzug ablängen

Löte zunächst einseitig einen Nippel an die Zugseele, stecke den Zug zusammen und stelle im Fahrzeug probemontiert die exakte Länge zur Armatur fest. Achte darauf, dass etwaige Versteller in ihre Grundstellung zurückgeschraubt wurden und z. B. die Kupplungsschnecke am Motor sich ebenfalls in der Grundeinstellung befindet, kalkuliere aber das notwendige Spiel des Zuges ein (ca. 2 – 3 mm) und lasse die Seele zum Anlöten einige Millimeter aus dem noch losen Nippel herausschauen. 

Die Zughülle muss korrekt in den Verstellern liegen, nicht versehentlich außen auf dem Rand zu liegen kommen, damit du die Seele optimal ablängen kannst! 


Step 2: Bowdenzug-Seele im Löt-Nippel aufspreizen

Step 2: Bowdenzug-Seele im Löt-Nippel aufspreizen

02 – Bowdenzug-Seele im Löt-Nippel aufspreizen

Prüfe sorgfältig, nach dem Anlöten des zweiten Nippels kannst du den Zug nicht mehr korrigieren. Nimm den Zug dann ab und löte den zweiten Nippel an. Beim Löten gehst du wie folgt vor: Reinige das Ende des Zuges mit Bremsenreiniger. Schiebe den Nippel auf und lasse das Ende der Seele etwas herausgucken. Spanne den Nippel in den Schraubstock ein und spreize die einzelnen Drähte der Seele mit dem Schraubendreher auseinander, sodass sich der Nippel nicht mehr so leicht abziehen lässt – das macht die Lötstelle später stabil.


Step 3: Bowdenzugende mit Löt-Nippel in Lötwasser reinigen

Step 3: Bowdenzugende mit Löt-Nippel in Lötwasser reinigen

03 – Bowdenzugende mit Löt-Nippel in Lötwasser reinigen

Tauche das Bowdenzug-Ende mit dem Nippel nun in Lötwasser ein, um es gründlich zu reinigen. Nur so kann das Lot haften, widrigenfalls perlt es vom Draht ab, das Reinigen nur mit Bremsenreiniger oder Verdünner ist nicht ausreichend!


Step 4: Nippel verlöten

Step 4: Nippel verlöten

04 – Nippel verlöten

Erwärme den Nippel mit dem Lötkolben/der Lötlampe. Achte dabei darauf, dass die Seele nicht „ausglüht“, sie könnte dann brüchig werden! Gib nun Lot von oben auf den Lötnippel wobei das aufgespreitzte Ende der Seele nach unten zeigt. Die Lötung ist perfekt, wenn das Lot gut in den Nippel einfließt und am aufgespreizten Ende eine Kugel bildet.


Step 5: Lötstelle glattfeilen

Step 5: Lötstelle glattfeilen

05 – Lötstelle glattfeilen

Lasse den Nippel abkühlen. Nun kannst du mit einer Feile den Kopf des Nippels gegebenenfalls angleichen. Schmiere den fertigen Zug gründlich, bevor du ihn montierst (s. o.). Prüfe bei der Montage, ob der Zug an der Armatur unnötige Reibung hat, die einen vorzeitigen Verschleiß verursachen könnte. Glätte reibende Stellen ggf. mit einer Feile/Schleifpapier. Achte auch auf ausreichendes Einbauspiel – ist ein Gaszug zu stramm eingestellt, kann er ungewollt die Leerlaufdrehzahl verfälschen oder das Gas bei Lenkereinschlag „aufreißen“, zu wenig Spiel an der Kupplung kann Kupplungsrutschen nach sich ziehen. An der Kupplung sollte der Zug 2 – 3 mm Spiel haben.


Unsere Empfehlung


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Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.

Bitte beachten!

Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht für alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter Umständen erheblich abweichen, daher können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben übernehmen.

Wir danken für dein Verständnis.


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